Energiewende in Herxheim- quo vadis?

Gerade einmal 5.34% des durch die Gemeindewerke Herxheim vertriebenen Stroms werden über den Tarif „Naturstrom“ verkauft, gerade einmal 0,02% der von den Gemeindewerken belieferten Haushalte beziehen Strom über den Naturstromtarif!

Nun könnte man meinen, dass die Herxheimer Bürger:innen also einfach kein Interesse hätten an Öko-Strom und es ihnen hauptsächlich darum geht, ihren Strom möglichst billig zu erwerben.

Es könnte aber auch daran liegen, dass es sich beim Herxheimer „Naturstrom-Tarif“ doch eher um eine Mogelpackung als um einen Tarif handelt, der über ein Engagement für die Erneuerbaren Energien die Klimawende unterstützten möchte. Denn tatsächlich handelt es sich bei diesem Tarif um Strom aus „Europäische Wasserkraft, TÜV zertifiziert“, wie die Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen im März zeigt – keine aktive Förderung neuer Anlagen, nur der Kauf von billigen Zertifikaten norwegischer Wasserkraftwerke, (die meist bereits abgeschrieben sind), wird hier praktiziert und soll dem umweltbewussten Verbraucher ein gutes Gewissen bescheren.

Aus der gleichen Antwort geht auch hervor, dass die Gemeindewerke keinerlei Strategie zur aktiven Beteiligung an der Energiewende haben. Dazu hier der Auszug aus der Anfrage:

„Wie sieht die Strategie für die Zukunft aus – ab wann möchten die Gemeindewerke ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen kaufen/verkaufen?

Antwort der Verwaltung:

„Grundsätzlich wird Strom über die Strombörse EEX eingekauft; diesem liegt überwiegend der bundesweite Strommix zugrunden. Dieser Strommix kann durch Zukauf von Grünstromzertifikaten als reiner Grünstrom (100 % Ökostrom) ausgewiesen werden. Die Stromproduktion erfolgt auch hier grundsätzlich in konventionellen Kraftwerken. Ein Direktkauf bei Anlagen in der Direktvermarktung ist mit höheren Risiken und Kosten verbunden und nicht geplant. Soweit nur noch Grünstrom verkauft werden soll, sind entsprechende Mengen an Zertifikaten zu beschaffen und in die Strompreise für Endkunden einzurechnen.“ (die gesamte Antwort ist hier nachlesbar)

Hier der entsprechende Herkunftsnachweise von Herxheim:

https://www.gemeindewerke-herxheim.de/fileadmin/user_upload/2021_GW_Hx_Strommix.jpg

Keine eigenen Investitionen in Anlagen, keine Direktverträge mit Erzeugern vor Ort, nur marginale Beteiligungen an Energieunternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, keine Energiegenossenschaft oder sonstige „Bürgerenergie“-Modelle… und noch nicht einmal eine Strategie oder einen Plan, dies zu ändern!

Dass es auch anders geht, zeigt die Queichtal Energie im benachbarten Offenbach bzw. die Energie Südwest, die die Versorgung übernimmt: die Offenbacher (und andere Kunden:innen aus der Südpfalz) werden bereits jetzt schon über den Versorger Queichtal Energie/Energie Südwest komplett und ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. Dazu hat der Versorger schon in entsprechende Anlagen investiert und baut dieses Engagement noch aus, der entsprechende Herkunftsnachweis ist hier abzulesen (https://energie-suedwest.de/wp-content/uploads/2021/10/ESW_AG_Stromkennzeichnung_10_21.pdf; es handelt sich hierbei um die Homepage der Energie Südwest, die die Versorgung für die Queichtal Energie übernimmt).

Dazu Herr Waßmuth, Vorstand der Energie Südwest auf eine entsprechende Anfrage der Grünen:

„Wesentlich ist jedoch das tatsächliche Engagement des jeweiligen Versorgers, in Erneuerbare Energien zu investieren. Das haben wir in den vergangenen 10 Jahren intensiv getan. Wir haben ein Portfolio an PV- und Windkraftanlagen, das uns in die Lage versetzt, den Strombedarf unserer Haushaltskunden im Jahr bilanziell zu decken. Bilanziell in diesem Zusammenhang bedeutet, dass wir nicht in jeder Sekunde genau den Strom produzieren, den unsere Kunden brauchen, aber in Summe über das Jahr hinweg. Wir arbeiten ständig an neuen Projekten, um die Anzahl der Erneuerbaren Anlagen und damit den selbst erzeugten Ökostrom zu erhöhen“

Engagierte Klimschutzpolitik beginnt vor Ort! Jeder muss seinen Beitrag leisten – auch und gerade die kommunalen Versorger sind hier in einer besonderen Verantwortung. Dass es anders geht, zeigen andere lokale Versorger in der Südpfalz.

Yvonne Sommer-Buchmann, Ortsgemeinderätin für Bündnis 90/ Die Grünen in Herxheim